Sebastian Copeland: A Travelogue

Im Jahr 2010 überquerte ich die grönländische Eisschicht von Süden nach Norden auf Skiern. Seitdem bin ich viele Male nach Nordgrönland zurückgekehrt, habe das Meereis erkundet und seine Schmelzzyklen beobachtet. Ich habe Freundschaften innerhalb der Inughuit-Gemeinschaft geschlossen, die es mir ermöglicht haben, zu einigen der abgelegensten Siedlungen zu reisen. Besonders viel Zeit habe ich im winzigen Dorf Qeqertat (Einwohnerzahl: 12) verbracht, wo ich das Leben der Jäger dokumentiert habe. Diese Reisen haben mir verdeutlicht, wie der Klimawandel und die Durchdringung westlicher Werte und Güter die lokalen Kulturen beeinflussen.

Die ältesten Einwohner, die im hohen Norden leben, sind in weniger als 50 Jahren vom Eiszeitalter ins Weltraumzeitalter übergegangen. Das Zusammenkommen kürzerer Wintern und dem freien Geld staatlicher Subventionen (Dänemark in Grönland, Kanada in Nunavut) bedroht das stolze Erbe und die Lebensweise dieser Jagdkulturen. Skidoos mit ihren lauten Benzinmotoren konkurrieren mit den traditionellen Hundeteams und Schlitten; Hautkanus werden von Kunststoffbooten mit Dieselmotoren verdrängt. 4.000 Jahre symbiotisches Zusammenleben in dieser harten Landschaft können den langen Armen des westlichen Unternehmertums nicht standhalten.

Von der beobachteten verheerenden Auswirkung des Klimawandels auf das Polareis habe ich meine Studien und meine Kamera kürzlich auf jene Menschen gerichtet, deren Lebensweise selbst gefährdet ist. Inspiriert von Edward S. Curtis’ Arbeit mit amerikanischen Ureinwohnern, dokumentiere ich ein stolzes Volk, das in Zeiten von TikTok an seinen Traditionen festhält. Ein zentraler Bestandteil dieses Projekts ist das Eis selbst. Wie Wächter vergangener Zeiten sind Eisberge die tapferen Geschichtenerzähler der Zeitskalen der Natur.

Weit entfernt von Ödnis repräsentieren die Fotos, die ich von meiner letzten Expedition nach Grönland im Frühling 2023 mitgebracht habe, Hoffnung – eine Hoffnung, die auf der emotionalen Bindung beruht, die diese grandiose Natur in uns erzeugt. Wir retten, was wir lieben. Denn wenn die Natur spricht und wir nicht zuhören können, kann die Fotografie uns mit unseren Augen hören lassen. Und sich verlieben. Diese Serie verstärkt die glorreiche Stimme der Natur und die tiefgreifende zelluläre Bindung, die uns verbindet.

Sebastian Copeland

Einige dieser Fotografien werden in Sebastian Copelands kommenden Buch »The Arctic: A Darker Shade of White« (Rizzoli, 2024) mit einem Vorwort von Dr. Jane Goodall vorgestellt. (Veröffentlichungsdatum: Herbst 2024)

Sehen Sie hier ein kurzes Video über eine der bemerkenswerten Reisen von Sebastian Copeland.

 

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